Karte der Südroute (Station 1 – 18)

Stationen 1 – 18

1000 Jahre Bergbau bei Giershagen

Giershagen gehört zu den Dörfern im Sauerland, die über Jahrhunderte durch die Montanindustrie geprägt wurden. Hinweise auf Bergbau und Hüttenwesen reichen zurück bis in die Zeit vor 1000 n. Chr. Mit unterschiedlicher Intensität sind bis zum Jahre 1963 in den Gruben um Giershagen Eisen, Kupfer und Cölestin, sowie Marmor und Schiefer über und unter Tage abgebaut worden.  Im Laufe der Jahre hat der Bergbau nicht nur die Lebensweise der Menschen im Dorf beeinflusst, sondern auch viele Spuren in der Landschaft um Giershagen hinterlassen.

Die Denkmalstätte im Park bei der Kirche, dem Ausgangspunkt unserer Wanderung, soll an die jahrhundertealte Tradition des Bergbaus im Bereich Giershagen erinnern. Sie wurde vom Knappenverein „Glück Auf“ Giershagen e.V. errichtet, dem einzigen im Sauerland noch bestehenden Knappenverein. Er pflegt die Bergbautradition des Ortes.

Die Bedeutung des Bergbaus für den Ort und die Region wird häufig noch unterschätzt. Der Bergbau und die damit verbundenen Berufe wie Hüttenarbeiter, Hammerschmied, Köhler, Gießer und Fuhrmann haben über Jahrhunderte das Dorf geprägt.
1883 arbeiteten in den Eisenerzgruben im Gebiet um Giershagen insgesamt 745 Bergleute, in den Kupfergruben in Marsberg noch einmal 500.

Giershagen hat eine über 1000jährige Bergbaugeschichte.
Aus der Zeit um 1000 n.Chr. sind Eisenlieferungen aus unserem Raum urkundlich belegt. Der Bergbau wurde bis 1963 mit unterschiedlicher Intensität betrieben.
Vom 5. Januar 1273 datiert die erste urkundliche Erwähnung einer Grube in der Giershagener Flur. Die Urkunde ist zugleich das früheste schriftliche Zeugnis des Bergbaus im Ostsauerland.
Seine erste große Bedeutung erlangte der Bergbau im 16. Jh.. Aus dieser Zeit stammen Aufzeichnungen über umfangreiche Lieferungen von Eisenerzen aus Giershagener Gruben zu den Hütten in einem Gebiet, das von Eilhausen im Orpetal im Norden bis nach Wiemeringhausen im Süden reicht.
Während des 30jährigen Krieges ging der Bergbau mit Einschränkungen weiter und wurde in der 2. Hälfte des 17. Jh. wieder verstärkt auch von den Grundherren gefördert.
Im 18. Jh. stand der Kupferabbau im Fokus der Gewerken. Um 1800 kam der Bergbau zum Erliegen mit verheerenden Folgen für die Bevölkerung, die „zu 3/4 vom Bergbau” und den damit verbundenen Tätigkeiten lebte.
Nach dem Anschluss der Region an die neuen Industriezentren im Ruhrgebiet durch Fertigstellung der Ruhrtalbahn im Jahre 1873 begann die Blütezeit des Bergbaus. Nach dem erneutem Zusammenbruch um 1900 wurde die Förderung 1938 im Zuge der Autarkiebestrebungen im Dritten Reich noch einmal aufgenommen. In den 50er Jahren war das Verbundbergwerk „Grube Christiane” mit 300 Bergleuten und einer jährlichen Förderung bis 120.000 t die größte Eisenerzgrube Westdeutschlands.

Der Bildstock mit dem Motiv eines knieend betenden Bergmannes am Weg zu den Gruben südwestlich von Giershagen (Webel, Eckefeld, Arnstein) ist wohl einzigartig. Er wurde von dem Barockbildhauer Heinrich Papen im Jahre 1700 im gemeinsamen Auftrag von Unternehmern und Bergleuten geschaffen.
Der Giershagener Bildhauer Heinrich Papen (1645-1719) und sein Sohn Christophel (1678 –1735) sind die wichtigsten und erfolgreichsten Barockbildhauer Westfalens. Ihre Altäre, Skulpturen und Bildstöcke stehen in über 50 Orten im Sauerland, Ostwestfalen und Nordhessen.
Ihre Werkstatt war nicht von ungefähr in Giershagen. Hier fanden sie vor Ort ihre Werkstoffe Mehlstein, Alabaster und Marmor. Auch im Bergbau war die Familie Papen engagiert. Sie besaß eigene Gruben und war als Gewerke in Kooperation mit den Herren von Canstein aktiv.

(Bild: Papenbildstock am Adorfer Weg)

(Grube Eckefeld 3-D-Querschnitt)

Die Lagerstätte

Das Lager im Eckefeld ist das größte in der Gemarkung Giershagen. Es ummantelt auf fünf Sohlenniveaus den Grünsteinsattel. Dieser besteht aus Gesteinen des devonischen Basaltvulkanismus, welche unter Meeresbedeckung gebildet wurden (Eckefeld-Vulkan). Das Hangende besteht aus Schichten des Oberdevon, überwiegend Kalk, aber auch Schiefer.

Wichtigste Grube im Mittelalter

Schon im Mittelalter hat es hier bedeutenden Bergbau gegeben. Er begann mit nicht allzu tiefen Schächten auf der Sattelkuppe im Bereich des späteren Tagebaues. Im Jahre 1558 wird die Grube erstmals urkundlich erwähnt. Die Frau des Andreas Voitlenders kaufte für die Hütte in Wiemeringhausen 18 Fuder Eisenstein vom Eckefeld für 24 Taler.
Der Eckefelder Stein war wegen seiner Qualität sehr begehrt. Im 16. Jh. weisen die Hüttenbücher umfangreiche Lieferungen des Eckefelder Eisenstein zu den Hütten der Umgebung bis zu einer Entfernung von 40 km nach. Um  1600 wurden jährlich bis zu 8000 Fuder gefördert.

Blüte im 19. Jahrhundert

Im18. Jh. besa­ßen fast alle wichtigen Gewerkenfamilien des Raums Brilon/ Marsberg hier Anteile: die Familien Spiegel zu Desenberg, Ulrich, Sude, Kropff, Kanne­gießer, Unkraut und Natorp.

1848 übernahm die Aplerbecker Hütte aus Dortmund die Grube. Mit einem 71 m tiefen Maschinenschacht erfolgte der Aufschluß von drei Sohlen.

1858 gehörte die Grube Eckefeld mit über 11.000 t Jahresförderung zu den 10 produktivsten von 766 Eisensteingruben im Bezirk Siegen. Das Erz wurde mit Pferdefuhrwerken 40 km zum nächstgelegenen Bahnhof in Boneburg bei Warburg verbracht.

Im Jahre 1872wurde mit dem Bau des 1600 m langen Bismarckstollens (100 m Sohle) ins Rhenetal die schwierige Wasserhaltung gelöst, die der Grube von Anfang an Probleme bereitete. Durch diesen Stollen wurde dann auch das Erz mit Pferden zur Rhene-Diemeltalbahn transportiert. Um 1890 arbeiteten mehr als 200 Bergleute im Eckefeld. 1907 wurde der Betrieb wegen fehlender Rentabilität vorerst eingestellt.

Im Verbund mit Christiane

Im 20. Jh. gehörte die Grube zum Verbundbergwerk “Christiane”, angebunden durch die 180 m Sohle an die Grube Webel. Der Abbau erfolgte im Bereich zwischen der 100 m- und 180 m-Sohle. 1962 wurde die Grube im Eckefeld endgültig stillgelegt.

(Lageplan Verbundbergwerk Christiane)

       

Tagebaupinge im Eckefeld

Die 300 m lange und 100 m breite Tagebaugrube wurde als Müllkippe des Dorfes, später als Papierschlammdeponie genutzt und größtenteils verfüllt.

Von der großen Tagebaupinge  der Grube Eckefeld ist nur noch ein Rest erhalten. Sie war ursprünglich 300 m lang und 100 m breit, sowie 10 – 15 m tief. Bis Ende der 60er Jahre wurde sie mit Hausmüll aufgefüllt, später noch einmal mit Papierschlamm.

Die Pinge entstand durch den oberflächlichen Abbau des eisenhaltigen Kalksteins im Mittelalter. Im 19. Jh. wurde im Tagebau auch „Berge” gewonnen zur Verfüllung der großen Hohlräume, die durch den Abbau der bis zu 12 m mächtigen Eisenerzlager entstanden.

Vor der Verfüllung fand man im Tagebau abgerundete Devongesteine und Konglomerate (Zusammenballung verschiedener Gesteine) aus der Brandungszone des Zechsteinmeeres, dessen Uferlinie hier verlief.

Schachthalde

Schachthalde

Im Bereich der noch heute sichtbaren Halde befand sich ein Schacht.

Die Bergleute hatten in den Gruben im Eckefeld immer mit Wassereinbrüchen zu kämpfen. Nach heftigen Regenfällen oder nach der Schneeschmelze soffen die Gruben ab und der Betrieb musste eingestellt werden. Danach lagen die Gruben häufig Monate, manchmal sogar Jahre lang still.

Schon in dem Grenzziehungsverfahren von 1667 zwischen Waldeck und Köln wurde den Kölnern das Recht eingeräumt, zur Lösung der Wasserprobleme einen Stollen vom Rhenetal zum Eckefeld aufzufahren. Die Realisierung scheiterte aber in der Folgezeit immer wieder am Widerstand der Waldecker Verwaltung.

Erst 1872 wurde die Wasserhaltung endgültig gelöst mit dem Bau des Bismarckstollens, der vom Rhenetal kommend unter diesem ehemaligen Schacht verläuft. Das Grubenwasser wurde durch eine Wassersaige am Grund des Stollens in die Rhene eingeleitet

Halde am Schlehberg

An dieser Stelle verläuft der 1,6 km lange Bismarckstollen in einer Teufe von ca. 70 m. Über dem Stollen wurde ein Luftschacht (Wetterschacht) abgeteuft. Das anfallende Gestein wurde hier auf Halde gelagert. Der Luftschacht ist inzwischen verfüllt.

Luftschächte dienten zur Bewetterung einer Grube oder eines langen Stollens. In kleinen, oberflächennahen Bergwerken sorgt schon die durch natürlichen Zug entstehende Luftströmung (natürlicher Wetterzug) für einen ausreichenden Luftaustausch.

Besteht zwischen Bergwerk und Umgebung eine Temperaturdifferenz, beginnt die Luft durch das Bergwerk zu strömen und zwar umso stärker, je größer die Unterschiede ausfallen. Dabei strömt die Luft – abhängig von der Jahreszeit – in unterschiedliche Richtungen. Reicht der natürliche Wetterzug nicht aus, ist eine künstliche Wetterführung erforderlich. Hierbei erzeugen über oder unter Tage aufgestellte elektrische Ventilatoren den Wetterstrom.

Pingenzug Wartersberg

Pingenzug am Wartersberg

Am Südhang des Wartersberges befindet sich wenige Meter vom Waldrand entfernt  ein ausgeprägter Pingenzug, der auf mittelalterliche Bergbautätigkeit zurückzuführen ist.

Pingen entstehen durch den Einfall der Ränder eines Schachtes. Werden mehrere Schächte entlang eines Erzganges angelegt, entsteht ein Pingenzug. Der Verlauf der Pingenreihung folgt dem Streichen des Erzganges, die Schächte folgen dem Einfallen des Lagers.

Später wurde dieses Erzlager durch einen Stollen angefahren, dessen Mundloch in dem Waldstück unterhalb dieser Stelle am Hang des Schlehgrundes liegt.

Grenzstein

Grenzstein am Wartersberg

Der Grenzstein (Nr. 10) aus dem Jahre 1769 markiert die  Grenze zwischen NRW und Hessen. Bis 1803 verlief hier die Grenze zwischen dem Kurfürstentum Köln und der Grafschaft Waldeck. Auf der Vorderseite ist der Waldecker Stern, auf der Rückseite das Kölner Kreuz abgebildet.

Der Grenzverlauf war nicht nur an dieser Stelle häufig Anlass zum Streit.  Bei dem Streit zwischen Kloster Bredelar und dem Grafen von Waldeck um die „Ysenkuhlen im Teuffelspade” zwischen Giershagen und Borntosten gab es 1544 sogar Tote.

Um 1650 berichtete der Bergmeister Caspar Engelhardt dem Kurfürsten in Köln von vielen mächtigen Eisensteinbergwerken, die „die Waldeckschen unter sich zu bringen gedencken“, u.a. Wartersberg und Webbel. Sie könnten nicht bearbeitet werden, bis die Grenze festgelegt sei.

1663 kommt es nach vielen Versuchen zur endgültigen Festlegung der Grenze zwischen Köln und Waldeck. Bezüglich der Nutzung der Eisengruben wurde der Watersberg in zwei Teile geteilt. Die Hälfte, die zum Eckefeld „schießt“, gehörte zu Köln, die andere zu Waldeck.

Da man die Erzvorräte in den beiden Bereichen nicht schätzen konnte, sollte der fällige Zehnte zu gleichen Teilen an Köln und Waldeck fallen. Zudem wurde den Kölnern gestattet, zum Abzug des Wassers im Eckefeld einen Stollen bis auf Waldecker Gebiet zu treiben.

Erst 200 Jahre später, im Jahre 1872, wurde dieses Recht mit dem Bau des Bismarckstollens genutzt.

Gruben am Wartersberg

Luftbildkarte Wartersberg

Im vorderen Teil des Wartersbergs liegt links des Weges ein weiteres Pingenfeld, das von mittelalterlichem Bergbau am Wartersberg zeugt. Im Steilhang der Nordseite gab es früher zwei Stollen, am Schlehgrund befand sich ein weiterer Stollen, dessen Zugng noch zu sehen ist.

Mehrere kleinere Erzlager befinden sich rund um die Vulkanschwelle des Wartersberges. Die Qualität des Erzes war nicht hochwertig.

1586 transportierten Fuhrleute aus Adorf Eisenstein zum Stryck bei Willingen, darunter „1 Fuder Eisenerz und 44 Fuder Zusatz“ vom Wartersberg. Die Abbauaktivitäten reichen weit zurück. Ihr Schwerpunkt lag wohl vor 1700. Schon 1595 werden die Gruben als „alt und verlegen“ bezeichnet.   Zwar gab es um 1880 am Fuß des Wartersberges in Rhenetal eine Verladestation der Grubenbahn. Aufzeichnungen über einen Abbau im 19. Jahrhundert gibt es aber nicht.

Marmorbruch

„Marmor“-Vorkommen findet man bei uns in den Kalkschichten des Mittel-Devons, aus denen infolge hoher Sedimentauflast und Schieferung ein sehr dichter, metamorph veränderter, polierfähiger, dunkelgraublauer Stein entstand (mikrokristalliner Kalzit).

Bei den hier anstehenden Gesteinen handelt es sich um bitumen- und schwefelkieshaltige, so genannte Flinzkalke, die sich aus Kalkschlämmen gebildet haben und hier in plattigen, von Kalkspatadern durchzogenen Bänken bis 60 cm Dicke auftreten. Klüfte sind durch Einschwemmungen grau bis beigefarben marmoriert. Die Schieferung ermöglicht eine leichte Abspaltung.

Seilbahn

Der Steinbruch wurde um 1900 in Betrieb genommen. Die Marmorplatten wurden zur weiteren Verarbeitung ins Ruhrgebiet geliefert und fanden Verwendung als Bodenplatten.

Der Transport erfolgte mit einer Seilbahn von hier bis zur Verladestation der Rhene-Diemeltalbahn (Grubenbahn) im Schmalental. Nach Abbau der Grubenbahn im Jahre 1924 wurde der Steinbruchbetrieb wohl eingestellt.

Diabasbruch

Im Steinbruch am Arnstein wurden Diabase aus dem oberen Mitteldevon (vor 370 Mill.) gewonnen.

Im Devon (vor 400-340 Mill.) war das Gebiet um Giershagen vom Meer bedeckt. Während die ersten Wirbeltiere an Land gingen und sich die ersten Landpflanzen entwickelten, bildeten sich am Meeresboden um Giershagen kleine vulkanische Schwellen aus vulkanischer Lava (Diabas).

Diabas

wird wegen seiner dunkelgrünen Farbe auch Grünstein genannt.

Diabase des Mittel- und Oberdevons im östlichen Sauerland werden als „Hauptgrünsteinzug“ bezeichnet.

In diesem Steinbruch finden wir:
feinkörnigen Diabas,
Diabas-Mandelstein und
Diabas-Tuffe und -Brekzien.

Der Diabas-Mandelstein, ein Diabas mit weißen, kalzit-gefüllten Bläschen, entsteht aus gasreicher Lava. Die ursprünglichen Gasblasen bleiben zunächst als Hohlräume erhalten und werden später durch zirkulierende, karbonathaltige Wässer mit Kalzit ausgefüllt.

Diabas-Tuffe und -Brekzien sind vulkanische Aschen- und Trümmergesteine, die durch einen stark explosiven Vulkanismus entstanden sind.  Explosiv ausgestoßene Lava-Komponenten von Staub- bis Kopfgröße – werden in mehr oder weniger dicken Schichten abgelagert.

Der mit den Diabasen vergesellschaftete Schalstein ist ein schiefrig ausgebildeter Diabas-Tuff. Er ist bunt gefleckt, von grünlicher, gelblicher oder rötlicher Farbe.

Kissenlava

nennt man die kissenförmig ausgebildeten Gesteinskörper (englisch „pillows“), die in der Steinbruchwand  zu sehen sind. Sie entstanden durch den untermeerischen Austritt von Magma. Die äußerste Magmahaut erstarrte durch Kontakt mit kaltem Meerwasser und bildete das erste Kissen (Pillow). Der steigende Druck innerhalb des ersten Pillows führt zu einem Durchbruch der dünnen Aussenhaut und zur Bildung weiterer Lavakissen.

    

Kissenlava                                                                 Diabasmandelstein

Schachtpinge

Im Mittelalter wurde das Erz von der Oberfläche aus, dem Erzgang folgend, in die Tiefe abgebaut – nach dem Prinzip „von oben nach unten”.

Dazu wurden Schächte wie dieser abgeteuft, dessen mächtige Pinge noch heute zu sehen ist.

Ab 1600 setzte sich zunehmend das Prinzip „von unten nach oben” durch. Da der Abbau am First (Decke oben) erfolgte, nannte man diese Abbauform „Firstenbau”. Das Erz „fiel” nach unten und wurde mit Hund(t)en durch Stollen aus dem Bergwerk transportiert.

Gruben am Arnstein

Das Gebiet am Arnstein ist das urkundlich älteste Bergbaugebiet Giershagens.

Die Originalurkunde vom 5. Januar 1273 (m cc septuagesima tertia) besiegelte einen Streit zwischen den Herren von Esbeck (Wüstung am Webel) und dem Kloster Bredelar. Die Esbecker beanspruchen  die Nutzung der „unterirdischen Metalle” in einem  Bereich mit Gruben (spelunce), der gemeinhin „Arneslyth” (Arnstein) genannt wird.

Originaltext der Urkunde:

loci illi(us), qui vulgariter dicit(ur) Arneslyth, in p(ar)vo districtu, ubi in p(re)senti spelunce h(ab)entur, et utilitas, que in metallo s(u)b terra p(ro)venire pot(er)it, ad ipsos consanguineos debeat pertinere.

jenes Ortes, der gemeinhin Arneslyth genannt wird, in dem begrenzten Bereich, wo sich Gruben befinden, sowie die Nutzungsmöglichkeit, die sich aus den Metallen unter der Erde ergibt, bei den eigenen Angehörigen verbleiben soll.

Anno Dm m c c Septuagesimo tertio in vigilia Epyphanye Domini

im Jahre des Herrn M (1000) C C (200) dem dreiundsiebzigsten in der Vigil der Erscheinung (Geburt) des Herrn

Die Lagerstätte

Das Roteisen­steinlager am Arnstein befindet sich an der Grenze von basaltischen Vulkangesteinen (Grünsteinen) zu dunklem Schiefer und Flinzkalken. Es ummantelt halbkreisförmig den im Meer gebildeten Arnstein-Vulkan (vulkanische Schwelle), der zu einem Grünsteinsattel verformt wurde. Das Lager hat eine Mächtigkeit von 1 – 5 m. Versteinerungsfunde in der „Martin-Jäger-Grube“ belegen die Entstehung  des Lagerhorizontes im Oberen Mitteldevon. Das Lager besteht überwiegend aus kalkigen Hämatiterzen.

Spuren in der Landschaft

Der Abbau begann im Mittelalter von kleinen Tagebauen aus, wie sie bis vor einigen Jahren noch im ausgeprägten halbkreisförmigen Pingenzug erkennbar waren. Die Pingen im vorderen Bereich (Osten) sind vollkommen verfüllt, links sind sie im Buschwerk noch teilweise erhalten.

Das nördliche Lagermittel (rechts) war wegen seiner höheren Eisengehalte und Lagermächtigkeiten der bedeutenste Teil. Neben kleinen Pingen wurden hier auch Schächte im Einfallen des Lagers nach Norden niedergebracht. Die Namen Martin-Jäger-Grube, Alte Schächte, Fette Sau kennzeichnen die alten Abbaustellen, die wohl von unterschiedlichen Gewerken betrieben worden sind. Spuren davon sind unter den Sträuchern (rechts) noch zu sehen.

1850 wurde mit der Anlage eines Stollens aus dem Bereich der Grube Christiane zur Martin-Jäger-Grube und zur Grube Wassertonne begonnen, der

1854 das Lager unterhalb der Martin-Jäger-Grube erreichte.

1870 – 1880 erreichte die Förderung mit bis zu 14.000 t jährlich ihren Höchststand, bis zu 90 Bergleute waren beschäftigt.

1882 war das Christianer-Stollenfeldort bis zu einer Länge von 803,80 m aufgefahren. Es arbeiten nur noch 4 Bergleute in der Grube, die noch 300 t Erz im Jahr förderten.

1908 wurden die Aktivitäten dann endgültig eingestellt.

Grube Christiane

An dieser Stelle erhielt Theodor  Ulrich unter dem Namen „Christiane“ 1829 das Abbaurecht für eine Fundgrube und zwei Maßen verliehen.

1830 wurde unterhalb dieser Stelle ein 15 m tiefer Schacht  abgeteuft. In den Folgejahren wurden Stollen ca. 50 m jeweils nach SO, S und SW   aufgefahren. 6 Bergleuten förderten jährlich ca. 1000 t Erz,  das der Gewerke Ulrich in seiner Theodorshütte im Kloster Bredelar verhüttete. Der Abbau war durch Wasser stark beeinträchtigt.

Der Ertrag blieb gering.

1831 erhielt Ulrich weitere Abbaurechte am Arnstein, z.B. die Fundgrube „Wassertonne“. Das gesamte Grubenfeld erhielt später den Namen „Grube Christiane“.

1850 wurde mit der Anlage des Christiane-Stollens  aus dem Bereich der Grube Christiane zur Martin-Jäger-Grube und zur Grube Wassertonne begonnen, der

1854 das Lager unterhalb der Martin-Jäger-Grube erreichte. Der Stollen, der bis in die 1960er Jahre noch begehbar war, ist durch den späteren Steinbruchbetrieb zugeschüttet worden. Auch weitere Spuren im Bereich der alten Grube Christiane sind dadurch verloren gegangen.

Lorenbahn

Nach Inbetriebnahme der Rhene-Diemelbahn im Jahre 1874 hatte man an der Einmündung des Schmalentales in das Rhenetal eine Verladestation eingerichtet. Mit Loren wurde das Erz auf einer Schienenbahn zu einem Bremsberg transportiert. Die Trasse der Lorenbahn ist noch heute als schmale Terrasse unterhalb des Wanderweges erkennbar.

Bremsberg

Der Bremsberg ist die letzte Station eines ausgeklügelten Transportsystems im Schmalental. Er wurde nach dem Bau der Grubenbahn im Jahre 1874 angelegt. Über den Bremsberg wurden die mit Erz beladenen Loren abgelassen zur Verladestation der Rhene-Diemeltal-Bahn, die sich am Ende des Bremsberges im Rhenetal befand.

Die beladenen Loren wurden auf der Lorenbahn hierher gebracht.  Ihre Trasse verläuft auf einer fast waagerechten Linie vom Aufbereitungsplatz vor dem Stollenmund der Grube Christiane bis zu dem Plateau unterhalb dieser Stelle. Das Plateau ist durch eine noch erhaltene Stützmauer gesichert.

Hier wurde die Lore auf ein Gestell geschoben, das gebremst am Seil den Hang hinunter gelassen wurde. Am anderen Ende des Seils, das um eine (gebremste) Umlenkrolle lief, befand sich ein gleiches Gestell. Auf ihm wurde die leere Lore allein durch das Gewicht der beladenen Lore im Gegenverkehr bergauf gezogen. In der Hälfte der Strecke gab es eine zweigleisige Begegnungsstelle.

Das nachgebaute Modell soll den Ablauf verdeutlichen, entspricht aber nicht genau der Originalsituation.

Der ursprüngliche Bremsberg ist – genau wie die Lorenbahn – durch den Wegeneubau unterhalb dieser Stelle unterbrochen worden.  Die durch Anfüllung geschaffene Bremsbergebene ist aber jenseits des Weges noch sehr gut zu verfolgen.

Transportsystem am Schmalental

Pingenzug

Der Erzgang am Rande des Schmalentals wurde im Mittelalter abgebaut. Er zieht sich von der Talschulter bis zum Talschluss und fällt steil ein. Die deutlich erkennbare Reihung der Pingen (Pingenzug) markiert den Verlauf des Erzlagers. Sie sind mindestens 400 Jahre alt.

Die erste urkundliche Erwähnung findet sich 1596 im Lagerbuch des Erzbischofs von Köln, dem damaligen Landesherrn: „Ein bergkwergh, genannt im Shmal Dahl, wirdt ißenstein gebrochen.“

Typisch für den Abbau im Mittelalter sind die Doppelschächte, die als Doppelpingen auch an dieser Stelle noch erkennbar sind. Durch die Anlage von zwei benachbarten Schächten erreichte man eine bessere Belüftung der Grube und hatte im Notfall einen zweiten Fluchtweg zur Verfügung.

Judenpfad (Südroute)

Der Weg folgt ab dieser Station in Richtung Giershagen dem sogenannten „Judenpfad“. Dieser war bis um 1930 der Weg der Giershagener Juden zu ihrer Synagoge in Padberg.

Zum dem Synagogenbezirk Padberg  gehörten die Juden aus Beringhausen, Bontkirchen, Helminghausen, Messinghausen, Rösenbeck, Madfeld und Giershagen. Der zugehörige Friedhof liegt in Beringhausen. In Giershagen lebten um 1900  6 jüdische Familien.

Die Padberger Synagoge wurde erstmals am 9. Februar 1751 erwähnt, sie ist die einzige noch erhaltende dörfliche Fachwerksynagoge in Nordrhein-Westfalen.

Ende der 1920er Jahre war die Anzahl der Juden im Padberger Bezirk so weit gesunken, dass eine selbständige Gemeinde nicht mehr erhalten werden konnte. Sie wurde 1931 aufgelöst. Die Juden aus den Dörfern des ehemaligen Synagogenbezirks Padberg wurden dem Synagogenbezirk Niedermarsberg zugeordnet.

Nach der Auflösung der Synagogengemeinde wurde das Synagogengebäude 1932 verkauft und diente als Werkstatt. Aus diesem Grund entging das Gebäude den Zerstörungen des Novemberprogroms 1938 („Reichskristallnacht“).

Nach umfangreicher Restaurierung wurde die Synagoge 1999 wieder hergestellt. Auf Basis von Restbefunden wurden die Frauenempore, der Treppenaufgang, die Proportionen der Fenster sowie die Farbgestaltung des Innenraumes rekonstruiert. Die ehemalige Synagoge enthält heute eine Ausstellung zur lokalen jüdischen Geschichte.