1000 Jahre Bergbaudorf Giershagen

Viele Jahrhunderte hat der Bergbau das Leben der Menschen in Giershagen geprägt. In unterschiedlicher Intensität wurden in den Gruben bei Giershagen vorrangig Eisenerz, aber auch Kupfer und das seltene Cölestin abgebaut. Ein kurzer geschichtlicher Abriss gibt einen Überblick über die Geschichte des Bergbaus in Giershagen.

Um 1000 n.Chr Eisenlieferungen aus unserem Raum urkundlich belegt

5. Januar 1273 erste urkundliche Erwähnung einer Grube in der Giershagener Flur am Arneslyth (Arnstein), zugleich das früheste schriftliche Zeugnis des Bergbaus im Ostsauerland

1544 Streit zwischen dem Waldecker Grafen und dem Kloster Bredelar um die „Ysenkuhlen im Teuffelspade bey deme Dorfe Gyrshagen”,  die nach Angaben des Abtes „schon seit 200 Jahren im Klosterbesitz“ sind

1558 Grube im Eckefeld (erste urkundliche Erwähnung) liefert 8 Fuder Eisenstein für die Hütte im 40 km entfernten Wiemeringhausen

1573 Bericht über einen tödlichen Unfall im Eckefeld

1585 Kloster Bredelar besitzt Schmelzhütte an der Diemel bei Giershagen (Hüttenkopf/Masche) und Eisenhammer am Zusammenfluss von Hoppecke und Diemel

1595 Grube am Wartersberg wird als „alt und verlegen” bezeichnet1596 im Bezirk des Gogerichts Brilon gibt es 16 Bergwerke, darunter auch die Gruben am Eckenfeld, im Lülingsholl (Grube Reinhard), am Düfels Badt, im Shmal Dahl (Schmalental) und am Bellerstein (Beringhof)

1656 Grube im Eckefeld ist nach dem Stillstand des Bergbaus während des 30jährigen Krieges wieder in Betrieb. Der Zustand der Gruben ist „desolat”.

1668 baut der kurkölnische Bergmeister Caspar Engelhardt im Lülingsholl, wo viele Jahre nicht gearbeitet wurde, mit großen Kosten den oberen Stollen, den Schacht, die Radstube und die Wasserkunst wieder auf

1668 „vielle und mechtige Eisenstein Berchwerke” in der Giershagener Feldflur werden wegen der Grenzstreitigkeiten zwischen Waldeck und Kurköln nicht bearbeitet, so u.a. „Wahtzenbergh (Wartersberg), Webbel und dergleichen mehr”

1696 sind die Gruben am Arnstein, am Beringhof, am Huxhohl, im Lülingsholl,  in Betrieb; am Webbel gibt es 13 Gruben, wovon 4 bearbeitet werden, „nachdem sie lange im Wasser gestanden haben”. Im Eckefeld werden 3 Gruben bearbeitet.

1717 gibt es einen Kupferwäscher in Giershagen

1735 viele Kupfergruben im Buchholz, am „Hübelhof“ und im Dorfgebiet

1736 Kloster Bredelar hat Anteile an Gruben am Webbel, im Eckefeld, am Semperstrick/ Arnstein, im Lülingsholl, am Wartsberg, beim Beringhof und am Raumberg bei Padberg

1741 4 Morgen Land sind „durch Kaldenbühls Bergwerke verdorben worden”; viele Kupfergruben im „Leitmarer Bruch”, im Homberg und am Kaltenbeutel („Eintrachter Kupferflöz”)

1748 Eisengruben am „Maybusch” („Fundgrube”) und am Thiemberg („Christian, Missgeburt”); 2 Gruben am Watersberg und 7 Gruben am Webbel

Um 1800 Eisenerzbergbau in Giershagen kommt zum Erliegen; Lülingsholl, Eckefeld, Webbel, Kaltenbeutel und Huxhohl werden als „gefallen und gefristet” bezeichnet. „In den 8 Eisenwerken (Bergwerken), die bei Giershagen und Beringhausen liegen und mehrere Schmelz- und Hammerwerke in ununterbrochener Tätigkeit hielten“, hatten einem Bericht zur Folge „¾ der Einwohner von Giershagen, Padberg und Helminghausen ihr Brot verdient

1803 Kloster Bredelar wird aufgelöst; es war zusammen mit dem Freiherrn von Spiegel (Canstein) z.B. im Besitz der Gruben Teufelspfad, Hohenstein, Eckefeld, Lülingsholl, Arnstein, Kaltenbeutel und Huxhohl gewesen

1790 bis 1816 Anton Ulrich aus Brilon, neuer Besitzer des Klosters Bredelar, erwirbt nach und nach alle Gruben im Hoppecketal und in Giershagen, darüber hinaus noch Anteile an den Waldecker Gruben

1828 Theodorshütte wird im Bredelarer Kloster eröffnet

1848 Ruhrgebietskonzern (Blücher AG) erwirbt erstmals eine Giershagener Grube (Eckefeld)

1853 Erz vom Eckefeld wird mit Pferdefuhrwerken nach Bonenburg und von dort mit  der neuen Bahnlinie Kassel-Dortmund ins Ruhrgebiet gebracht (10.000 t/a)

1873 Knappenverein Giershagen gründet einen eigenständigen Verband und weiht seine Fahne

1873 Ruhrtalbahn wird fertiggestellt

1874 Rhene-Diemeltal-Bahn wird in Betrieb genommen; 4 Gruben wurden angebunden: Martenberg, Eckefeld, Christiane, Reinhard

1870 – 1900 Blütezeit des Bergbaus in Giershagen

um 1880 arbeiten in den Gruben um Giershagen mehrere hundert Bergleute, z.B.  Grube Reinhard (140), Grube Eckefeld (300), Grube Christiane (85)

1892 Bergarbeiterstreik in Giershagen wegen Lohnkürzungen und Kündigungen

um 1900 völliger Zusammenbruch des Bergbaus im gesamten Revier; alle Gruben (bis auf die Grube Martenberg) werden geschlossen

1917 Grube Martenberg schließt

1924 Rhene-Diemeltal-Bahn wird demontiert

1936 Firma Mannesmann teuft am Martenberg und am Webbel neue Schächte ab

1940 Webbel und Martenberg werden mit einer Drahtseilbahn verbunden

1939/40 Rhene-Diemeltal-Bahn wird wieder aufgebaut

1952 Seilbahn wird durch eine unterirdische Förderstrecke vom Webbel zum Martenberg ersetzt (180 m Sohle). Weiteren Förderstrecken binden die Reviere Ferdinand im Feltesenbeck, Hubertus bei Borntosten und Eckefeld an das neue System an (Verbundbergwerk Christiane)

1960 Grube Christiane ist mit 155.784 to Eisenerzförderung im Jahre das ergiebigste Eisenerzbergwerk im westdeutschen Raum; bis zu 340 Bergleute arbeiten in der Grube

16. April 1963 Betrieb aller Gruben wird endgültig eingestellt, der aktive Bergbau in Giershagen ist beendet