Bergmannssprache von A – Z
Bergmannssprache von A – Z
anfahren:
zur Schicht gehen, sich in das Bergwerk begeben
auffahren:
Vortreiben eines Stollens oder einer Strecke
Auffahrung:
einen untertägigen Hohlraum herstellen
Aufschluss:
natürliche oder künstliche Stelle, an der das Gestein oder Erz freigelegt ist
Aufwältigung:
einen Grubenbau wieder befahrbar machen (wiederherstellen)
Ausbau:
Absicherung von Grubenhohlräumen mit Hilfe von Holz, Eisen/Stahl, Mauerung oder Beton. Ziel des Ausbaus ist es, durch Abfangen des Gebirgsdrucks oder Fixierung losen Materials, den Grubenbau sicher offen zu halten. Im einfachsten Fall entsteht ein Ausbau dadurch, daß Holzstempel zwischen den Felswänden verspreizt werden.
Ausbeute:
Betriebsgewinn eines Bergwerks (Verlust: Zubuße). Sie wurde an die Anteilseigner (Kuxinhaber) vierteljährlich verteilt
Ausbiss:
flächenhaftes Auftreten eines geologischen Körpers, z. B. eines Erzgangs, an der Erdoberfläche; auch Verschwinden der Lagerstätte
auskeilen:
die Lagerstätte verliert sich
Bremsberg:
stark geneigte Strecke, in der auf Gleisen mittels Schwerkraft eines Gegengewichtes Förderwagen an Seilen auf- oder niederbewegt wurden;
die Geschwindigkeit wurde durch eine Seilbremstrommel geregelt.
Befahrung:
Kontrollgang durch Grubenräume
Bewetterung:
Grubenbaue mit frischer Luft zu versorgen
Bergregal:
früher herrschaftliches Besitzrecht an bestimmten Bodenschätzen; Verfügung bis 1356 auf den König bzw. Kaiser beschränkt
Berg(e):
wertloses Nebengestein, das aus technischen Gründen mitgewonnen werden muss
bewältigen:
das zufließende Wasser aus der Grube heben
berauben:
Festmachen der Firste und der Stöße durch Entfernung loser Gebirgsteile
befahren:
begehen, sich in Grubenbauen bewegen
Blindschacht:
Schacht der nicht an die Tagesoberfläche reicht, also kein Sonnenloch hat
Durchschlag:
Verbindung untertägiger Hohlräume durch bergmännischen Vortrieb
Einfallen:
Neigung mit der eine Fläche (Schicht, Störung, Lager) von der gedachten Horizontalen abweicht;
zusammen mit der Streichrichtung kann die Lage einer Fläche oder eines plattigen Körpers im Raum exakt beschrieben werden (s. auch Streichen)
erlängen: erstellen
Fahrkunst:
Vorrichtung zur Schachtfahrung; besteht aus einem Doppelgestänge, das nebeneinander auf- und abgeht.
Durch wechselseitiges Umsteigen konnten die Bergleute ohne größeren Kraftaufwand ein- und ausfahren.
fahren:
im bergmännischen Sinn allgemein Fortbewegung jeder Art unter Tage; hier: begehen oder besteigen von Grubenbauen
Fahrten: Leitern
Feldort früher auch Fellort (Mz. Feldörter):
eine in der höffigen Struktur (Gang, Lager) horizontal aufgefahrene Strecke zur Untersuchung der Erzführung
Firste (früher auch Forste):
a) Decke eines untertägigen Hohlraums;
b) Abbaubereich zwischen zwei Sohlen (s. Firstenbau)
Firstenbau:
verbreitetes Abbauverfahren (auch Firstenstoßbau) insbesondere im Gangerzbergbau, bei dem Erz in Scheiben von der jeweils tieferen Sohle zur nächsthöheren abgebaut wird
Flügelort (Mz. Flügelörter) :
Verbindungsstrecke des Hauptstollens mit einem benachbarten Revier
Frischen:
alte Bezeichnung für das reduzierende Verschmelzen von Metallen (z. B.von Kupfer und Blei für die Kupfer-Entsilberung)
Füllort:
Erweiterung der zum Schacht führenden Strecke, in der das Fördergut (auch das in der Grube benötigte Material) verladen wird.
Fundgrube:
a) erste bergrechtliche Verleihung der Schürf- und Abbaurechte
b) altes Maß für die Länge eines verliehenen Grubenfeldes (eine Fundgrube ca. 84 m)
Gang:
alter bergmännischer Begriff, der die Füllung einer Felsspalte (und keinen Hohlraum) bezeichnet;unterschieden werden
a. Gesteinsgänge
b. Mineralgänge
Gedinge:
bergbautypische Vereinbarung über den Lohn für eine bestimmte Arbeit ( Akkordlohn)
Gegenortsbetrieb:
Grubenbaue, die aufeinander getrieben werden bis es zum Durchschlag kommt; lange Stollen wurden so von vielen verschiedenen Ansatzpunkten aus getrieben, um die Auffahrtszeit zu verkürzen
Hangendes:
bergmännischer Begriff, der früher nur die Gesteinsschichten über der Lagerstätte bezeichnete;
heute wird das stratigraphisch (zeitlich Jüngstes) und das tektonisch (strukturell) Hangende unterschieden (s. auch Liegendes)
Halde:
übertägige Aufschüttung von gewonnenen Mineralien (Erzhalde, Salzhalde, Kohlehalde) oder wertlosem Nebengestein (Bergehalde) Schlacken oder Verarbeitungsrückstand
Hängebank:
Stelle an der der Schacht zu Tage geht. Hier wurden früher die Erztonnen in Förderwagen entleert und dann wieder „eingehängt“
Hangendes:
bergmännischer Begriff, der früher nur die Gesteinsschichten über der Lagerstätte bezeichnete;
heute wird das stratigraphisch (zeitlich Jüngstes) und das tektonisch (strukturell) Hangende unterschieden (s. auch Liegendes)
Haspelknecht:
Bergmann, der mit einer einfachen Winde (Haspel) die senkrechte Zwischenförderung zwischen zwei Sohlen betreibt
Haufwerk:
das durch bergmännische Arbeit im Vortrieb oder Abbau gelöstes Material
höffig:
hohe Fundwahrscheinlichkeit von Bodenschätzen in einem aufgrund bestimmter Anzeichen oder theoretischer Überlegungen eingegrenzten Gebiet
Hund (Hunt, Hundt):
kleiner vierrädriger Karren für die Förderung in der Grube. Lief meist auf Gestänge (Schienen)
Kux (Mz. Kuxe):
Anteilschein an einem Grubenbetrieb; der Anteilseigner war gewinnberechtigt aber im Unterschied zu heutigen Aktien auch verpflichtet, Betriebsverluste mit zu tragen (s. Ausbeute bzw. Zubuße)
Lachter:
altes Längenmaß im Bergbau, entspricht ca. 1,92 m
Lichtloch:
Schächte zur Fahrung und zur Herstellung und Bewetterung von Wasserläufen, Stollen und Strecken
Liegendes:
bergmännischer Ausdruck, der früher nur die Gesteinsschichten unter der Lagerstätte bezeichnete; heute wird das stratigraphisch Liegende (zeitlich älter) vom tektonisch (strukturell) Liegenden unterschieden (s. auch Hangendes)
Lochstein:
Grenzstein, mit dem das Grubenfeld über Tage markiert wurde (s. auch Markscheide)
Mächtigkeit:
Dicke eines festen schichtförmigen oder linsig-plattigen geologischen Körpers. Als wahre Mächtigkeit bezeichnet man die tatsächliche Stärke z. B. einer Gesteinsschicht oder eines Gangs unabhängig von seiner Ausrichtung im Raum
Die Mächtigkeit eines Gesteinsstapels oder eines sonstigen Körpers, der in beliebiger Richtung aufgeschlossen wird, z. B. in einem natürlichen Profil oder mit einer Schrägbohrung, nennt man scheinbare Mächtigkeit. Diese ist immer größer als die wahre Mächtigkeit.
Maß, auch Maaß (Mz. Maßen ):
Teil eines auf dem Erzgang verliehenen Grubenfelds (s. auch Fundgrube);
altes Längenmaß. 28 Lachter (je 1,92 m = 8 Spann= 80 Zoll) bildeten
eine Maaß = 53,9 Meter
Meilerplatz:
Standort eines Kohlenmeilers, in dem die zur Verhüttung der Erze benötigte Holzkohle hergestellt wurde; in Hanglagen leicht zu erkennen als kreisrunde oder ovale Terrasse von etwa 8-12 m Durchmesser mit schwärzlichem Boden und zahlreichen Holzkohleresten
Viele Meilerplätze wurden über lange Zeiträume immer wieder benutzt.
Mundloch:
Stolleneingang; Ort, an dem ein Stollen von der Oberfläche ins Erdinnere führt
Mutung:
Antrag auf Verleihung des Gewinnungrechts bei der Bergbehörde
Pinge:
(a) allgemein: Vertiefung im Gelände, die entsteht, wenn ein im Untergrund befindlicher Grubenbau einstürzt;
(b) im Erzbergbau des „Alten Manns“: trichterförmige Vertiefungen, an denen die Tagebaue des mittelalterlichen Bergbaus auf den Erzgängen überall dort zu erkennen sind, wo die meist steil oder senkrecht stehenden Erzgänge zutage traten (der so genannte „Ausbiss“).
Die oft wie eine Perlenschnur sich-aneinanderreihenden Trichter zeigen den Verlauf der Erzgänge im Gelände. Die untertägige Gewinnung begann erst, nachdem wegen einbrechender Wasser- und Geröllmassen der Tagebau eingestellt werden musste.
Querschlag:
Strecke die
a) mehr oder weniger quer (rechtwinklig) die Lagerstätte oder die Schichten durchörtert;
b) von einer Hauptstrecke abzweigt
Querbau:
quer zum Streichen angelegte Abbaue
Radstube:
unterirdischer Hohlraum für ein Kunst- oder Kehrrrad
Renne:
eine Gleitfläche, auf der das Erz von einer Höhe herabgerollt wird
Rennfeuer:
alte Bezeichnung für mittelalterliche primitive Schmelzöfen, in denen das im Erz enthaltene Metall zum „Rinnen“, d.h. zum Schmelzen gebracht wurde
Richtstrecke:
Strecke, die außerhalb der Lagerstätte verläuft und die nicht unter Abbaudruck geraten kann; aus der Richtstrecke wird die Lagerstätte mit Querschlägen erkundet bzw. abgebaut
Riss:
zeichnerische Darstellung der Grubenbaue (Grubenbild)
Rollloch, Rollschacht:
Schächte ohne Ausbau zur Beförderung der gewonnenen Massen nach unten allein durch die Schwerkraft
Rösche:
Einschnittsstrecke vor und hinter einem Wasserlauf, auch kurzer Wasserableitungsstollen hinter einem Wasserrad
Schacht:
eine im Gebirge von der Tagesoberfläche aus hergestellte Röhre (hat ein Sonnenauge);
ein Blindschacht ist untertage angelegt, er ist blind – (hat kein Sonnenauge)
Schachtscheibe:
waagerechter Schnitt durch den Schacht
scheiden:
Zerkleinern des verwachsenen Erzes von Hand und Trennen des erzhaltigen vom tauben Haufwerk
Schlägel und Eisen:
seit dem Mittelalter Symbol des Bergbaus, ursprünglich wichtige Werkzeuge für Vortrieb und Abbau (etwa Fäustel und Meißel) vor Einführung der Sprengtechnik; heute ist Abbildung in einer DIN-Norm vereinheitlicht
Schürf:
Anlage (Graben, Loch, kleiner Schacht o.ä.), die zur Erkundung, aber nicht zur Gewinnung einer Lagerstätte dient
schürfen:
nach einem Bodenschatz suchen
Schwebe:
horizontaler Sicherheitspfeiler
seiger:
senkrecht (früher auch: saiger)
Seigerriss:
Darstellung der Lagerstätte oder der Grubenbaue als Projektion auf eine senkrechte, annähernd parallel verlaufende Fläche; wichtiger Bestandteil des bergmännischen Risswerks
Sohle:
a) untere Begrenzung eines Grubenraums;
b) Gesamtheit der etwa im gleichen Niveau aufgefahrenen Baue eines Bergwerks (Stockwerk im Grubenfeld)
söhlig:
waagerecht
saiger:
Senkrecht
Stollen:
an Hängen in gebirgigen Gegenden angesetzter Grubenbau oder eine Verbindung eines bereits bestehenden Grubengebäudes zur Erdoberfläche.
Ein Stollen beginnt übertage vom Mundloch mit geringer Steigung, damit die Grubenwässer nach außen abfließen können. Hat ein Sonnenauge.
Stollenort:
Arbeitsplatz am Ende eines Stollens, wo Vortrieb oder Gewinnung stattfinden
Stollenmundloch:
der übertägige Eingang eines Stollens, das Sonnenloch
Störung:
durch tektonische Vorgänge gebildete Trennfläche innerhalb des Gesteinsverbands, an der die Schichten gegeneinander versetzt sind
Stoß:
Wände der Strecken und Grubenbaue
Strecke:
allgemeiner Begriff, annähernd horizontaler Grubenbau, der keine direkte Verbindung zur Oberfläche besitzt – also kein Sonnenauge hat.
Die Gesamtheit aller Strecken und Stollen in einem Grubengebäude bildet das Streckennetz
Streckenvortrieb:
Verlängerungsarbeiten einer Strecke
Streichen:
Himmelsrichtung, nach der ein flächiger Körper, z. B. eine Gesteinsschicht oder ein Erzgang, ausgerichtet ist. Eine genau Ost-West-streichende Gesteinsschicht ist mit 90° im Raum ausgerichtet (siehe auch Einfallen)
Strosse:
1. Wassergraben
2. Abbaustufe
Strossenbau:
Abbauverfahren bei dem von oben nach unten (hier: ein steilstehender Erzkörper) abgebaut wird (Gegenteil: Firstenbau)
strossen:
nachreißen der Sohle
Suchort (Mz. Suchörter) :
Strecke zur Erkundung der Erzführung (s. auch Feldort, früher Fellort)
Sumpf:
1.tiefster Punkt eines Grubenbaus in dem sich das zusitzende Wasser sammelt und von hier gehoben wird (zu Sumpf halten)
2. Schachtsumpf ist der unterste Teil (Sohle) eines Schachtes
Sümpfung, sümpfen:
Auspumpen ersoffener Grubenbaue (trockenlegen); die Wasser bewältigen
Teufe:
Tiefe unter der Erdoberfläche
Tonnlage:
Neigung eines Schachts gegen die Horizontale (die Fördertonne liegt im Schacht an der Wand auf, sie schleift). Tonnlage ergibt sich z. B. dann, wenn der Schacht dem Einfallen des Erzgangs folgt (nicht senkrecht steht).
tonnlägig:…… s. Tonnlage
Versatz:
Gesteinsmaterial ( heute auch Abfallstoffe), das man zum Verfüllen ausgebeuteter Hohlräume benutzt
Vorrichtung:
Auffahren von Grubenbauen zur Vorbereitung des Abbaus
Vortrieb:
Herstellen einer Strecke im festen Gebirge. auch Tagesleistung beim Flözabbau
Wasserhaltung:
Anlagen zur Entwässerung eines Grubengebäudes
Wasserlauf:
unterirdischer Verlauf eines Grabens
Wasserlösung:
einen Grubenbau trocken halten
Wasserseige:
Wassergraben in einer Strecke oder im Stollen
Weite auch Weitung :
ein bei der Erzgewinnung, insbesondere durch Feuersetzen unter Tage hergestellter unregelmäßiger weiter Raum
Wetter:
die Luft in den Grubenbauen. Wetter können nach ihren Eigenschaften
– frisch,
– matt = geringer Sauerstoffgehalt,
– böse = giftig,
– schlagend = explosiv
genannt werden
Wetterführung:
planmäßige Versorgung der Grubenbaue mit frischer Luft ( hierzu gehören
Wetterschächte, Lüfter, Wettertüren, Wetterverschläge, Wetterlutten zur Sonderbewetterung)
Wetterschacht:
Schacht zur Belüftung oder Entlüftung (Bewetterung) untertägiger Grubenbaue
Zubuße:
Zuschussbedarf eines Bergwerks (siehe auch Ausbeute), sie wurde vierteljährlich im Bergzettel festgesetzt und war von den Kuxinhabern (Gewerken) zu leisten, im Weigerungsfall verlor der Kuxinhaber seine Rechte (seine Kuxe wurden caduziert)